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Fünf Fragen an die Sopranistin Johanna Kaldewei

Fünf Fragen an die Sopranistin Johanna Kaldewei


# Kirchenmusik
Veröffentlicht von Heike Pfaff am Samstag, 20. Mai 2023, 08:00 Uhr

Mit natürlichem Timbre, Strahlkraft und Wärme verzaubert Johanna Kaldewei ihre Zuhörer. Ihr Repertoire reicht von Musik des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, insbesondere als Interpretin von Barockmusik hat sie sich einen Namen gemacht. Als Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe arbeitet sie mit renommierten Dirigenten und Orchestern zusammen, geht einer vielfältigen Konzerttätigkeit nach und ist auch im Opern- und Liedbereich zu hören. Der Berliner Kantorei ist Johanna Kaldewei als Konzertsolisten seit vielen Jahren verbunden.

Sie haben nach der Schule zunächst Anglistik und Germanistik studiert - und sich dann für klassischen Gesang entschieden. Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Fachwechsel?

Das hatte mehrere Gründe. Einerseits ist es ja doch eine große Entscheidung, sich auf einen solchen zunächst unsicheren Weg zu machen und direkt nach dem Abitur hatte ich nicht gleich den Mut dazu. Deshalb habe ich zunächst ein Jahr in Australien verbracht und als ich wiederkam, wusste ich zwar, dass ich diesen Weg unbedingt gehen möchte, aber hatte die Aufnahmeprüfungen in Deutschland verpasst und musste deshalb ein Jahr überbrücken. In diesem Jahr habe ich mich dann auf die kommenden Aufnahmeprüfungen vorbereitet und mich gleichzeitig einer weiteren Leidenschaft von mir, der Sprache, gewidmet. Das war eine sehr interessante Zeit.

„Kunst hervorzubringen ist ein schlichtester und härtester Beruf, aber zugleich Schicksal“, hat Rainer Maria Rilke gesagt. Was treibt Sie an und was sind für Sie persönlich die größten beruflichen Herausforderungen?

Musik ist für mich eine Urkraft und ein Urbedürfnis. Sie bringt mich mit mir selbst und mit meiner Umwelt in Verbundenheit durch etwas, was größer ist als ich und was niemand erklären kann. Ich empfinde es als große Gnade, dass Musik mein "Schicksal" geworden ist, wie es Rilke formuliert, und ich ein Gefäß werden durfte, durch welches sie sich ausdrückt. Insofern sind mein Antrieb meine Liebe zur Musik und zum Singen an sich, aber auch das Gefühl von Dankbarkeit und von Demut gegenüber der Kunst. 

Sie wirken beim nächsten Konzert der Berliner Kantorei als Solistin in Mendelssohns „Paulus“ mit. Was reizt Sie an dieser Partie?

Es ist eine Partie, bei welcher ich als Sopranistin in besonderem Maße in die Handlung involviert bin: Einerseits bin ich durch die Größe der Partie einfach oft dran und andererseits besticht sie durch die Besonderheit, dass der Sopranpart auch Rezitative singt und dadurch direkt selbst die Handlung erzählt. Das ist für Sopran-Partien höchst selten; bei Bach bspw. übernimmt diese Funktion ja ausschließlich der Evangelist. Ein weiterer Punkt ist die unbeschreibliche Schönheit und Innigkeit der Arie "Jerusalem, die du tötest die Propheten", eine meiner absoluten Lieblingsarien und was für ein Geschenk, dass die der Sopran singen darf! 

Was würden Sie gern noch singen - und gibt es so etwas wie eine Traumrolle? 

Im Konzertfach habe ich zu meiner großen Freude inzwischen schon sehr viel machen dürfen, darunter auch Traumpartien wie Bachs Matthäuspassion, Brahms-Requiem oder Mozarts c-moll-Messe. Aber ich habe immer eine innere Wunschliste von Stücken für die kommende Sainson im Kopf. In zwei Wochen bspw. geht nun endlich der Wunsch nach der ersten "Schöpfung" von Haydn in Erfüllung, worauf ich mich riesig freue! Und es gibt natürlich noch viele weitere Stücke, die mich sehr interessieren würden... 

Außerhalb des Konzertfaches würde ich sehr gern noch ein paar Opernpartien singen, wie z. B. die Pamina in Mozarts "Zauberflöte", die ich bisher nur in Ausschnitten gesungen habe. Aber auch ein Abend mit Konzertarien von Mozart würde mich sehr reizen. 

Welche Musik hören Sie gern zuhause?

Ich höre zu Hause ehrlich gesagt nicht allzu viel Musik. Da ich mich ja beruflich eh die ganze Zeit mit Musik beschäftige und die meiste Zeit Musik im Kopf habe, mag ich es zu Hause sehr, wenn es still ist oder wenn ich den Geräuschen der Natur zuhören kann. Wenn ich Musik höre, z. B. im Urlaub, dann meistens Popmusik, nichts Klassisches. Aber es kommt auch schon mal vor, dass wir eine klassische Symphonie anschalten und aufdrehen.

Das Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Berliner Kantorei, Johanna Kaldewei und weiteren Solisten können Sie an folgenden Tagen hören:

10. Juni 2023 um 19 Uhr in der Grunewaldkirche

11. Juni 2023 um 18 Uhr in der Lindenkirche

Karten und Informationen gibt es hier