Die Kirchenfenster
Die Grunewaldkirche besaß bis zu ihrer Zerstörung im März 1943 sechs Antikglasfenster, die Glasmalereien mit pflanzlichen und dekorativen Motiven enthielten. Sie waren durch die Druckwelle in jener Bombennacht alle zerborsten und wurden im Laufe der Aufbaumaßnahmen mit schmucklosen Sichtfenstern notverglast.
Im Jahr 1986 wurde in der Grunewaldgemeinde ein Förderkreis gegründet, dessen Anliegen neben der Erhaltung des Baus darin bestand, der Grunewaldkirche durch neu gestaltete Fenster ein neues Gesicht zu verleihen. Auf Empfehlung und nach Besichtigung anderer Fenster des Künstlers entschied man sich für die Realisierung der Entwürfe von Johannes Schreiter, Professor für freie Malerei und Graphik an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt am Main. Großzügige Spenden ermöglichten es, zunächst die Fenster der Nordwand (Einweihung Januar 1993), dann die Chor-Rosette (Einweihung September 1997) und schließlich jene der Südwand (Abschluss mit der Einweihung März 2000) zu erneuern.
Vorherrschende Farben in der Gestaltung der sechs großen Maßwerkfenster sind Gelb und Grau, wobei auf der Nordseite die Farbe Grau und auf der Südseite die Farbe Gelb dominiert. Die Formgebung bewegt sich in einer Komposition von verschieden angeordneten geometrisch und farblich voneinander abgesetzten Flächen, deren graphische Strenge hin und wieder aufgebrochen wird von unregelmäßig eingestreuten ‚Bruchlinien‘, die dem Betrachter den Eindruck von gesprungenem Glas vermitteln. Die konstruierte Ordnung von schmalen Streifen und breiten Rechteckflächen steht somit in einem deutlich sichtbaren von Aufbau einerseits und Bruch oder gar Zerstörung andererseits.
Ein weiteres interessantes Motiv in Schreiters Glaskunst ist jene eckige Klammer, die teils in Schwarz oder Gelb, teils in farbfreier Transparenz erscheint. Doch es ist nicht geklärt, ob der Künstler diese Form tatsächlich als Ausgangspunkt seiner künstlerischen Gestaltung genommen hatte, zumal die Aneinanderreihung von geometrischen Formen und Flächen zum immer wiederkehrenden Element in Schreiters Werk überhaupt gehört. Die nach oben geöffnete eckige Klammer hat auch als Ersatz für den Buchstaben „u“ im Schriftzug Grunewaldgemeinde Eingang auf Briefbögen und Publikationen gefunden und ist so – neben der Rosette – zu einem Erkennungmerkmal der Grunewaldgemeinde geworden.
In dem Bestreben, jedem Fensterfeld Identität zu verleihen, wurde von Seiten der Auftraggeber der Versuch unternommen, Zuordnungen vorzunehmen, die keine Erklärungen sind, aber als Themenschwerpunkte betrachtet werden können:
Die drei Nordfenster :
Nähe Eingang: Schwellen überschreiten
Mitte: Erneuerung der Gemeinde
Nähe Altar: Hoffnung und Vertrauen
Die drei Südfenster :
Nähe Altar: Konzentration
Mitte: Inspiration
Nähe Eingang: Gemeinschaft suchen